Eine neue öffentliche Ordnung
Auf Instagram kann potenziell jede:r zur Celebrity werden: Influencer:innen arbeiten daran, berühmt zu werden, um Produkte bewerben zu können. Sobald sie einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, ist egal, was ihre Kernkompetenz ist, denn dann sind sie bereits berühmt. Und so wie sich die ursprünglich ausschließlich kommerziell wirkenden Influencer:innen zu politisch aktiven Figuren entwickelt haben („Sinnfluencer:innen“), eignen sich auch politische Aktivist:innen die medialen Formate und visuellen Strategien der Influencer:innen an (zu Beginn meist mit einer gewissen Ironie, die sich dann aber verläuft), um politische Arbeit zu betreiben.
Instagram ist ein Motor dafür, dass traditionelle Grenzen zwischen öffentlichen Berufen und Handlungsfeldern verschwimmen. So passiert es auch mit den vier Leistungssystemen der Öffentlichkeit - Journalismus, Werbung, Öffentlichkeitsarbeit und Unterhaltung. Auf Instagram lassen sie sich nicht mehr deutlich voneinander trennen. Dort lauert aber auch eine große Gefahr: Politik vermischt sich auf Instagram mit Entertainment, wird konsumiert wie die Selfies eines Liebslingsinfluencers. Das muss zwar nicht zwangsläufig ein Problem sein, kann aber zum Hindernis für Themen werden, die moralisch nicht so aufregend sind wie andere und damit in der Masse untergehen.