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Wissenschaft und Journalismus

23. August 2022

Wissenschaft und Journalismus

Medien suchen oft nach Absolutheit, um die Rezipient:innen mit Aufmerksamkeit erregenden Schlagzeilen für sich zu gewinnen. Wissenschaft hingegen lebt von langfristigen Diskursen, die je nach Forschungslage die Richtung ändern können. Wie kann Wissenschaftsjournalismus dazwischen eine Brücke bilden?

Ein Gastbeitrag von Franziska Fuchs

Sie geht neue Wege im Wissenschaftsjournalismus: Dr. Mai Thi Nguyen-Kim (© ZDF/Jens Koch)

Durch Medien entsteht oft der Eindruck, dass es bei wissenschaftlichen Themen nur eine richtige Meinung geben kann. In der Wissenschaft spricht man jedoch von wissenschaftlichem Konsens. Das bedeutet:

  • Ein Großteil der Wissenschaftler:innen, die in einem Bereich forschen, ist zu einem bestimmten Zeitpunkt bei einer bestimmten Fragestellung auf Grund der Forschungslage einer Meinung.
  • Wissenschaftlicher Konsens bedeutet aber auch, dass die Forschung zu einem Thema nicht abgeschlossen sein muss und neue Erkenntnisse zu den bestehenden Fakten hinzukommen können, die wiederum den Konsens verändern.

 

Dieses Verständnis für wissenschaftlichen Konsens ist der Schlüssel zu einem besseren Verständnis von Wissenschaft in Medien. Aber: Vor allem für die Vermittlung von Grundlagenwissen, das essenziell für das Verständnis wissenschaftlicher Diskurse ist, ist in Talkshows oder Nachrichten meist kein Platz.

Zwei Formate, ein Ziel: Mehr Wissen über Wissenschaft

Genau diesem Konflikt versucht Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim mit ihrer Arbeit entgegenzuwirken, weswegen ich zwei ihrer Formate für meine Bachelorarbeit genauer untersucht habe. Zum einen betreibt sie seit 2016 den YouTube Kanal “maiLab”, zum anderen moderiert sie seit 2021 “MAITHINK X – die Show” auf ZDFneo.

In beiden Formaten vermittelt sie wissenschaftliche Fakten zu aktuellen Themen und versucht so nicht nur, ihre Zuschauer:innen für Wissenschaft zu begeistern, sondern ihnen auch Grundlagenwissen an die Hand zu geben, damit sie selbst wissenschaftliche Fakten auf Richtigkeit und Verwertbarkeit überprüfen können. Humor und ein starker Fokus auf alltagsrelevante Themen sind dabei Kernelemente genauso wie die Haltung: „Keine Fangfrage. Lasst uns einfach reden.“ Die Verwendung von Quellenangaben, Zusatzinformationen und weiterführenden Links kommt ebenfalls in beiden Formaten zum Einsatz und unterstreicht damit, wie wichtig es ist, bei wissenschaftlichen Infoprmationen in die Tiefe zu gehen.

Der größte Unterschied besteht in der jeweiligen Zielgruppe. “MaiLab” spricht allein schon durch den Ausstrahlungskanal YouTube vor allem junge Menschen an. Das Ziel von “MAITHINK X - die Show” hingegen ist es, auch eine ältere Zielgruppe für Wissenschaft zu begeistern, was durch die Ausstrahlung auf ZDFneo zum Tragen kommt.

Berufsfeld Wissenschaftsjournalismus unverzichtbar

Meine Bachelorarbeit beschäftigt sich aber nicht nur mit den beiden Formaten von Mai Thi Nguyen-Kim sondern auch mit dem Berufsfeld des Wissenschaftsjournalismus an sich: Für die Arbeit im Wissenschaftsjournalismus gibt es theoretisch zwei verschiedene Ausgangspunkte. Entweder kommt man aus der Wissenschaft und wechselt in die Medienbranche oder man arbeitet im Journalismus und setzt den Fokus auf wissenschaftliche Themen.

Aber gerade wenn es darum geht, wissenschaftliche Studien zu interpretieren und einzuordnen, fehlt Journalist:innen oftmals das nötige wissenschaftliche Verständnis. Und in der Wissenschaft liegt die Priorität meist auf der Forschung und weniger auf der journalistischen Kommunikation. Es müssen also bessere Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, um natürlich Journalist:innen zu schulen, aber vor allem den Journalismus für Forschende attraktiver zu machen.

Durch die Corona Pandemie hat der Wissenschaftsjournalismus immerhin schon ganz schön Aufwind bekommen. Und wenn man bedenkt, wie komplex unsere Welt schon heute ist und mit jedem Fortschritt komplexer wird, dann ist auch klar: Um Fortschritt voll ausschöpfen zu können, ist Wissenschaftskommunikation und damit auch Wissenschaftsjournalismus in Zukunft unerlässlich.

Franziska hat nun das Förderprogramm für Abschlussarbeiten durchlaufen. Mehr zum Programm gibt es hier!


Franziska Fuchs

Franziska Fuchs ist Studentin an der Hochschule Furtwangen und studiert dort im Studiengang Medienkonzeption mit den Schwerpunkten Journalismus, Fotografie und Produktion. Neben dem Studium arbeitet sie als Freie Mitarbeiterin für die Passauer Neue Presse um so ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, nachzugehen.

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