Wie uns Stimmen beim Lernen unterstützen
Es gibt zahlreiche Forschungsergebnisse, die beschreiben, wie wir die Stimme so einsetzen können, dass sie gezielt die Wissensvermittlung unterstützt. Diese Forschungen beziehen sich dabei häufig auf Radionachrichten. In meiner Masterarbeit konnte ich aber herausarbeiten, dass sich die gewonnenen Ergebnisse auch auf das Lernen mit multimedialen Inhalten übertragen lassen, Lernvideos beispielsweise. Die Details dieser Forschungen gibt es beispielsweise in den Veröffentlichungen der Sprechwissenschaft der Universität Halle nachzulesen. An dieser Stelle genügt ein kleiner Einblick:
> Die Grundlage verständlichen Sprechens ist ein geeigneter Sprechtext.
> Die jeweils neue Information in einer neuen Sprecheinheit ist im Idealfall hervorgehoben, zum Beispiel durch melodische Akzente (also durch eine Bewegung der Sprechmelodie nach oben oder unten) oder durch dynamische Akzente (also durch mehr Druck beim Sprechen).
> Es ist sinnvoll, gedankliche Einheiten sprecherisch auch so umzusetzen. Das bedeutet: Wenn eine logische Sprecheinheit abgeschlossen ist, sollte das akustisch deutlich werden. Das kann zum Beispiel durch die Lösungstiefe (das Absenken der Sprechmelodie zum Ende hin) oder eine Pause umgesetzt werden.
Darüber hinaus spielt die soziale Wirkung der Stimme während der Wissensvermittlung eine große Rolle. Stimmen können mitreißen, langweilen und Assoziationen in uns wecken. Wenn wir Stimmen hören, stellen wir uns die sprechende Person vor, auch wenn wir sie nicht sehen. Ein wichtiger Teilaspekt der sozialen Funktion von Stimme ist die sogenannte Ansprechhaltung:
> Eine gerichtete Ansprechhaltung erkennst du daran, dass du beim Hören das Gefühl hast, angesprochen zu werden.
> Eine ungerichtete Ansprechhaltung erkennst du, wenn das nicht der Fall ist.
Vielleicht ist dir das bei Vorträgen schonmal aufgefallen: Wenn Menschen nur von ihren Notizen ablesen, entsteht für die Zuhörenden keine dynamische Sprechsituation. Das kann unsere Bereitschaft zuzuhören beeinflussen und dazu beitragen, dass wir das neue Wissen weniger aktiv in unser Gedächtnis integrieren. Damit verknüpft ist auch unser Eindruck davon, ob die Person uns überhaupt etwas erklären will oder nicht. Wenn wir merken ‘Hey, ich werde angesprochen, die Person richtet sich an mich und hat Lust, mir etwas zu erklären’, dann sind wir kognitiv aktiviert und können neue Inhalte besser verarbeiten.