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Heute schon an morgen denken: Gesundheitsprävention medial vermitteln

05. Mai 2021

Heute schon an morgen denken: Gesundheitsprävention medial vermitteln

Diabetes und Bluthochdruck sind für viele junge Menschen noch weniger spannend als die Riester-Rente. Doch wer sich früh über diese Themen informiert, kann mit wenig Aufwand viel für die Zukunft tun. Wie erkundigen sich junge Menschen zum Thema Gesundheit und wie können wir sie mithilfe der Medien dazu bringen, sich mehr mit Prävention zu beschäftigen?

Ein Gastbeitrag von Saskia Engler

“Heute schon an morgen denken”, das ist nicht nur bei der finanziellen Vorsorge wichtig. Bei der Altersvorsorge sollte man auch an die eigene Gesundheit denken. Die meisten jungen Menschen kennen Diabetes, Herzinsuffizienz und Osteoporose nur von den Großeltern. Doch diese sogenannten Wohlstandskrankheiten beeinflusst man schon in jungen Jahren. Auch wenn man auf die genetischen Veranlagungen ebenso wenig Einfluss hat wie auf finanzielles Startkapital – es kommt trotzdem darauf an, was man daraus macht.

Im Dschungel der Gesundheitsinformationen

Ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind wichtig - das ist wohl Allgemeinwissen. Aber was genau soll das eigentlich heißen? Mit dem Rad in die Arbeit und zweimal die Woche das Vital-Gericht in der Mensa bestellen? Und kann man überhaupt gefährdet sein, wenn in der eigenen Familie niemand an Diabetes, Bluthochdruck oder Ähnlichem leidet? Mit einem soliden Basiswissen ließe sich einfach und ohne großen Aufwand viel Prävention betreiben. Jedoch ist es gar nicht so einfach, sich dieses Basiswissen anzueignen.

Auf der Suche nach Informationen führt der erste Weg oft über eine allseits bekannte Suchmaschine, die einen wie gewohnt in Sekundenschnelle mit vielen nützlichen und noch viel mehr nutzlosen Ergebnissen überflutet. Wie auch bei der finanziellen Altersvorsorge wimmelt es nur so von diversen Akteuren und Informationsangeboten auf jeder nur erdenklichen Plattform. Von Mediziner:innen bis zu selbsternannten Gesundheitsgurus und von reinen Informationswebseiten bis hin zu Tutorials – es gibt nichts, was es nicht gibt. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man schnell das Interesse wieder verliert.

Nach einem innovativen digitalen Format, um jungen Menschen Prävention zu vermitteln, sucht man vergebens. Deswegen beschloss ich mich beim Media Lab Ansbach für das zweiwöchige Basis Research Stipendium zu bewerben, um mit Hilfe von Nutzer:innen- und Expert:inneninterviews erst mal herauszufinden, wie relevant das Thema ist, wie junge Menschen nach Gesundheitsinformationen suchen und wie sie mit diesen umgehen.

Wohlstandkrankheiten nehmen zu. Was uns häufig erst im Alter betrifft, beeinflussen wir bereits in jungen Jahren. (Photo by Hush Naidoo on Unsplash )

Die Interviews und meine Erkenntnisse

Für die Nutzer:innen- und Expert:inneninterviews entwickelte ich jeweils einen Leitfaden. Ziel war es, herauszufinden, ob und wie junge Menschen aktuell nach welchen Gesundheitsinformationen suchen und inwiefern das Thema Prävention überhaupt eine Rolle für sie spielt. Für die Interviews befragte ich sowohl junge Menschen, die ihr erstes Studium oder eine erste Ausbildung begonnen hatten, als auch eine Medizinjournalistin und den Mitbegründer einer Gesundheitsapp.

Aus der Befragung konnte ich drei wichtige Erkenntnisse ziehen:

  1. Junge Menschen interessieren sich kaum für Prävention - obwohl sie so relevant ist

    In den Interviews zeigte sich deutlich, dass die Nutzer:innen der Meinung sind, sie seien „eigentlich ganz gesund“ und hätten zudem keinen Bedarf, sich mit Alterskrankheiten auseinanderzusetzen. Aufgrund ihres jungen Alters hätten sie noch genügend Zeit dafür. Mit Leiden wie Diabetes, Demenz oder Herzkreislauferkrankungen waren die meisten bisher nur in Berührung gekommen, wenn eine ihnen bekannte ältere Person betroffen war. Darüber hinaus hatte sich aber keine der befragten Personen intensiver mit Gesundheitsthemen auseinandergesetzt. Zudem ergaben die Interviews, dass die meisten Nutzer:innen sich nicht in ihrer Freizeit mit Krankheiten beschäftigen wollen. Studien zeigen jedoch, dass immer mehr Menschen von Wohlstandserkrankungen betroffen sind, und belegen damit den dringenden Handlungsbedarf. Dieser konnte auch in einem Experteninterview bestätigt werden.
  2. Die Suche nach Gesundheitsinformationen fängt mit jeder Krankheit von vorne an

    Die befragten Personen gaben an, bei der Suche nach Gesundheitsinformationen zuallererst das Internet zu nutzen. Jedoch verwendet keine der befragten Personen mehrfach eine bestimmte Internetseite als Quelle, vielmehr wird für jede benötigte Information von Neuem nach einer geeigneten Seite gesucht. Zudem werden häufig mehrere Quellen verglichen, vor allem wenn die Informationen sich unterscheiden. Die Nutzung des Internets wurde damit begründet, dass es schnell, einfach, kostenfrei und von überall zugänglich sei. Jedoch wurde die mangelnde Glaubwürdigkeit der Quellen als Nachteil angesehen. Wirkliches Vertrauen hatten die Befragten nur zu Informationen von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin.

  3. Neue Wege bieten neue Chancen

    Da es sich zwar um wichtige, aus Sicht der potenziellen Nutzer:innen jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht um interessante Themen handelt, rieten die Experten zur Nutzung neuerer Formate, um die Aufmerksamkeit und das Interesse junger Menschen zu wecken. Denn die benötigten Informationen sind in der Regel bereits im Netz vorhanden, werden aber nicht genutzt. Zunächst ist es demnach wichtig, die Aufmerksamkeit der Nutzer:innen zu gewinnen und diese dann auf die für sie relevanten Inhalte zu lenken. Deswegen gilt es sich darauf zu konzentrieren, die vorhandenen Informationen mit neuen Ansätzen für junge Menschen interessant zu gestalten.

Ausblick

Wie eine konkrete Lösung aussehen kann, wird sich im Laufe meiner Bachelorarbeit noch zeigen. Fest steht: Ähnlich wie bei den Finanzen muss man sich in das Thema “Gesundheit” erst mal reinfinden. Natürlich hat man als junger Mensch reichlich anderes im Kopf - Studium, Ausbildung, Prüfungen, neue Wohnorte, neue Freund:innen - aber egal ob finanzielle oder gesundheitliche Altersvorsorge: Je länger man wartet, desto teurer wird es - denn beim Thema Gesundheit wird die Rendite in Lebensjahren ausgezahlt.

Saskia hat nun ihr Basic Research Program, den ersten Teil unseres Förderprogramms für Abschlussarbeiten, abgeschlossen und kann mit ihrer Bachelorarbeit bei uns richtig durchstarten. Wir sind gespannt, was wir noch alles Interessantes zum Thema mediale Gesundheitsbildung herausfinden dürfen!


Saskia Engler

Saskia Engler studiert Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und hat gerade ihre Bachelorarbeit zum Thema „Prävention vermitteln: Gesundheitskampagnen und ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung“ geschrieben. Nach dem Studium möchte sie sich gern beruflich mit Gesundheitskommunikation beschäftigen. Besonders spannend findet sie die Entwicklung neuer digitaler Formate, um das Potenzial der Gesundheitskommunikation voll auszuschöpfen.

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