Nicht nur Goliath rüttelt am Ast
Ein durchschnittlicher Nutzer verbrachte im Jahr 2020 zwei Stunden und 24 Minuten pro Tag auf Social Media. Das klingt im ersten Moment viel, muss aber in einer zunehmend digitalisierten Welt mit vielen verschiedenen Playern in Relation gesetzt werden. Einen - wenn auch sehr kurzen und subjektiven- Selbstversuch kann jeder:r von uns mithilfe von Instagram Reels und Konsorten durchführen. Bei mir waren es in einer Minute zehn Videos von zehn verschiedenen Creatorn mit zehn unterschiedlichen Inhalten. Wobei: So divers sind diese Inhalte nicht. Ausschließlich Inhalte, die die eigenen Interessen widerspiegeln, sind heutzutage brauchbar - so zumindest der Konsens der größten Social Media Plattformen. Deswegen ist das Web 2.5 auch durchpfercht von Algorithmen, die zugleich über den Erfolg aller Creator – ob privat oder gewerblich – (mit)bestimmen.
Faktoren, die den Algorithmus beeinflussen, bleiben geheim beziehungsweise undurchschaubar. Wenn etwas davon publik wird, ist es zumeist nichts Gutes. So benachteiligte der Algorithmus von TikTok beispielsweise Menschen mit Behinderungen und verbannte Creator aus nicht nachvollziehbaren Gründen von der Plattform.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Algorithmus ständig überarbeitet wird. Wurzeln, die zu wenig Wasser bekommen, suchen sich eben neue Wege. Die Algorithmus-Bäume jedoch bekommen ihre Stämme nicht voll. Medienwissenschaftlerin Judith Ackermann beschreibt das treffend so: „Man hat das Gefühl, dass der Algorithmus immer wieder versucht, Strategien, die sich die Nutzenden erarbeitet haben, zu zerstören und alles wieder in Chaos zu versetzen.“