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How to Nachrichten-App für junge Menschen

15. April 2021

How to Nachrichten-App für junge Menschen

Die Fernsehsendung logo! ist DAS Nachrichtenformat für Kinder und Jugendliche. Die junge Generation nutzt aber immer früher vor allem digitale Medien. Wie wäre es denn mit einer Nachrichten-App für das Smartphone und wie könnte diese gestaltet sein?

Ein Gastbeitrag von Lisa Herbst

Vor einem guten halben Jahr habe ich das Basic Research Program des Media Lab Ansbach beendet, welches als Grundstein für meine anschließende Bachelorarbeit diente und mich darin bestärkte, dass mein Thema auch in der Praxis von Relevanz ist. Für meine Arbeit stellten sich also folgende Forschungsfragen: Ist eine Nachrichten-App für Kinder und Jugendliche sinnvoll? Und was können mögliche Gestaltungskriterien für solch eine App sein? Inzwischen habe ich meine Bachelorarbeit abgegeben und kann von meinen Erkenntnissen berichten.

Die Theorie

Um der Antwort ein Stück näher zu kommen, habe ich mich im theoretischen Teil der Arbeit mit der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, mit Medienkompetenz und Qualitätskriterien im Journalismus beschäftigt. Außerdem habe ich einige Formate aus dem aktuellen digitalen Nachrichtenangebot für Kinder und Jugendliche ausgewählt und analysiert, welche Bestandteile diese beinhalten.

Die Mediennutzung

Die Erkenntnisse wurden zum Großteil aus diesen drei Studien entnommen: KIM-Studie 2018, JIM-Studie 2020, DIVSI U9-Studie 2015.

Daraus ging hervor, dass Kinder und Jugendliche multimedial aufwachsen. Sie besitzen immer früher ihr eigenes Smartphone und können es intuitiv bedienen. Audiovisuelle Medien sind dabei von großer Bedeutung (YouTube ist aktuell das Nummer 1 Medium). Das Internet nutzen Kinder und Jugendliche vor allem zur Wissens- und Informationsvermittlung. Gleichzeitig sind digitale Spiele besonders relevant und machen einen großen Teil der Freizeitbeschäftigung aus. Vor allem im Jahr 2020 hat die Bedeutung von Nachrichten für Jugendliche zugenommen.

Die Medienkompetenz

Digitale Medien bergen Gefahren und Risiken für Kinder und Jugendliche. Sie sollten den Umgang mit digitalen Medien erlernen. Dabei ist der Begriff Medienkompetenz von Bedeutung. Zur Medienkompetenz gehören (Anlehnung an die „Dimensionen der Medienkompetenz“ von Dieter Backe):

  1. die Medienkunde, also das Wissen über Medien und Mediensysteme,
  2. die Medienkritik, also die Erfassung und Analyse bestimmter Entwicklungen in den Medien und in der Gesellschaft und auch kritisches Hinterfragen,
  3. die Mediennutzung, also die reine Benutzung von Medien wie zum Beispiel die Nutzung des Internets zur Recherche
  4. und die Mediengestaltung, also die innovative Weitergestaltung des Mediensystems und die eigene Herstellung von Medienprodukten wie zum Beispiel Videos.

Bei der Vermittlung von Medienkompetenz an Kinder und Jugendliche spielen Eltern die wohl größte Rolle. Auch Schulen sind entscheidend. Aber auch Medien selbst können dazu beitragen. Ein Beispiel dafür ist die Webseite sogehtmedien.de von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Auch eine potenzielle Nachrichten-App für Kinder und Jugendliche kann zur Vermittlung von Medienkompetenz beitragen.

Damit war die Basis für den anschließenden empirischen Teil der Arbeit gelegt.

Die Empirie

Dabei habe ich eine qualitative Befragung durchgeführt und via Skype mit insgesamt acht Schüler*innen eines Gymnasiums im Alter zwischen elf und 14 Jahren gesprochen (fünf Mädchen und drei Jungen). Für die Befragung habe ich einen Leitfaden entwickelt und als Begleitmaterial drei erste grobe Modelle einer Nachrichten-App entworfen, welche verschiedene Elemente beinhalteten. Die Entwicklung der drei Modelle erfolgte auf Basis der Erkenntnisse aus dem theoretischen Teil der Arbeit. Zum Beispiel trug der Fakt, dass die junge Generation stark audiovisuell geprägt ist, dazu bei, dass in einem der Modelle nicht nur Texte angeboten werden, sondern auch Videos zu einem Nachrichtenthema angesehen werden können. Die drei Modelle dienten dazu, die Befragung spielerisch zu gestalten und konkret mit visuellen Elementen zu arbeiten, welche die Befragten direkt wahrnehmen und bewerten konnten.

Erkenntnisse durch den Leitfaden

  • Die Mediennutzung der Befragten ist sehr vielfältig. Auch die Themen, für die sich die acht Kinder und Jugendlichen interessieren, sind sehr unterschiedlich.
  • Das Lieblingsmedium der Befragten ist das Smartphone.
  • Der Einfluss von Eltern auf die Mediennutzung ihrer Kinder ist stark ausgeprägt. Dieser Einfluss äußert sich hauptsächlich in Beschränkungen und Verboten hinsichtlich sozialer Medien und der Nutzung des Internets.
  • Im privaten Umfeld tauschen sich die Befragten viel über Nachrichten und Medien aus. In der Schule findet nur wenig Austausch statt.
  • Die Interviewten hinterfragen Nachrichten und vor allem Online-Inhalte kritisch.
  • Die Befragten beschäftigen sich mit Medienproduktion. Sie gaben an, Videos zu filmen und zu schneiden, zu fotografieren und eigene Texte zu schreiben.

Erste Gestaltungskriterien für eine Nachrichten-App

Individualisierung:

Den Befragten gefiel die Möglichkeit der individuellen Auswahl bevorzugter Themen. Auch eine Suchfunktion wurde als wichtig empfunden, um gezielt Nachrichten zu konsumieren. Dies setzt eine thematische Vielfalt voraus, welche eine Nachrichten-App beinhalten sollte.

Interaktivität:

Aus der Befragung ging hervor, dass „Mitmach-Funktionen“ bei Kindern und Jugendlichen gut ankommen. Zum Beispiel würde ein Großteil der Befragten eine Quiz-Funktion nutzen, um zu testen, ob sie eine Nachricht richtig verstanden haben.

Multimedialität:

Bei der Verwirklichung einer Nachrichten-App sollte die Kombination verschiedener Elemente mitbedacht werden. Die Jugendlichen wachsen multimedial auf und stellen auch entsprechende Ansprüche an ein Medium.

Verfügbarkeit:

Die Befragten schätzen an einer potenziellen Nachrichten-App für das Smartphone die Möglichkeit der mobilen Informationsvermittlung. Nachrichten unterwegs und zeitlich flexibel zu konsumieren sehen sie als großen Vorteil einer App.

Vermittlung vom Weltgeschehen:

Die Interviewten interessieren sich dafür, was auf der Welt passiert und haben ein starkes Bedürfnis, Geschehnisse zu verstehen und einordnen zu können. Bei der Aufbereitung von Nachrichten für Kinder und Jugendliche ist vor allem auch die Verständlichkeit des Inhalts von besonderer Bedeutung.

Die Erkenntnisse, die in der Arbeit gewonnen werden konnten, lassen darauf schließen, dass die Entwicklung einer reinen Nachrichten-App für Kinder und Jugendliche definitiv sinnvoll ist. Die Arbeit mit den drei Modellen in der Befragung konnte erste Aufschlüsse darüber geben, welche Elemente und Funktionen eine Nachrichten-App beinhalten sollte, damit Kinder und Jugendliche sie auch nutzen. Damit sind die oben genannten Forschungsfragen der Bachelorarbeit erst einmal beantwortet.

Ein Ausblick

Man könnte nun die Erkenntnisse der Arbeit nutzen und beispielsweise einen ersten Prototypen der Nachrichten-App für Kinder und Jugendliche bauen. Dieser sollte auch wieder mit der entsprechenden Nutzer*innen-Gruppe getestet werden. Auch die Perspektive seitens der Eltern und Schulen wären in diesem Zusammenhang interessant und notwendig.

Text: Lisa Herbst

Lisa Herbst

Lisa Herbst arbeitete von September bis November im Media Lab Ansbach als Praktikantin und studiert im Bachelor Journalistik an der Katholischen Universität in Eichstätt. Sie interessiert sich für den Journalismus und insbesondere dessen Zukunft. Vor allem während ihres Auslandssemesters in Barcelona hat sie viel über Medieninnovation gelernt. Nach dem Studium möchte sie sich damit auch beruflich beschäftigen und an der Entwicklung neuer Formate mitwirken.

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