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Flügge werden mit medialer Gesundheitsprävention

18. Januar 2022

Flügge werden mit medialer Gesundheitsprävention

Wie kann man mithilfe digitaler Medien Gesundheitsprävention vermitteln? Mit dieser Frage habe ich mich in den letzten Monaten auseinandergesetzt. Diese Zeit voller Euphorie, Frust und Koffein möchte ich zum Abschluss nun noch einmal Revue passieren lassen.

Ein Gastbeitrag von Saskia Engler

Zu Beginn meiner Bachelorarbeit mit dem Thema "Prävention vermitteln. Gesundheitskampagnen und ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung am Beispiel der Prävention von Diabetes" nahm ich am Basic Research Programm des Media Lab Ansbach teil, um herauszufinden, wie sich junge Menschen zum Thema Gesundheit und Prävention informieren. Die detaillierten Ergebnisse könnt ihr hier nachlesen. Kurz zusammengefasst: Es stellte sich schnell heraus, dass mediale Gesundheitsprävention ein durchaus relevantes Thema ist. Laut Studien nehmen Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, die präventiv beeinflusst werden können, auch unter jungen Menschen zu. Diese Zielgruppe interessiert sich jedoch kaum für deren Prävention. Nachdem dieses Problem definiert war, stand die Frage einer konkreten Lösung im Raum.

Choose your battles

So kam es, dass ich im Rahmen der Abschlussarbeiten-Förderung des MLA weiter an einer Lösung arbeitete. Ich fragte mich, wie man junge Menschen mithilfe von Medien dazu bewegen kann, sich mehr mit Gesundheitsprävention zu befassen. An Ideen mangelte es mir nicht – ganz im Gegenteil: Egal, ob Serious Games oder Podcast, es gab unzählige spannende Möglichkeiten. Ich musste mich zunächst einmal bremsen und mich auf das eigentliche Problem besinnen. Also recherchierte ich weiter und sprach erneut mit potenziellen Nutzer:innen und Expert:innen. Denn schließlich ist auch die interessanteste Idee sinnlos, wenn die Zielgruppe sie nicht nutzt. Als besonders hilfreich erwiesen sich die Gespräche mit diversen Startups. Selbst wenn deren Produkt meinem eigenen teilweise noch so fern war, brachte doch jedes Gespräch neue Erkenntnisse oder Inspiration, die ich für mein eigenes Projekt nutzen konnte. Und auch bei Schwierigkeiten mit der technischen Umsetzung war die Startup-Community stets eine gute Anlaufstelle. Denn irgendwer hat immer Ahnung oder kennt zumindest irgendwen, der Ahnung hat.

Die gesammelten Erkenntnisse und Inspirationen versuchte ich in meinen Prototyp einzubauen - geriet dabei jedoch wegen der schieren Menge an Input immer wieder ins Stocken und kam nicht weiter. Eine frustrierende Phase. Mir wurde klar, dass ich nicht alles auf einmal lösen konnte. Also beschloss ich, mich vorerst nur auf einen Bruchteil zu konzentrieren. Ich nahm Abstand von jeglichen Gimmicks und konzentrierte mich auf ein einfaches, aber die Zielgruppe ansprechendes Medium: eine Website.

Know your audience

Der mediale Teil von “medialer Gesundheitsprävention” war also geklärt. Damit stand ich vor der Herausforderung, junge Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema Prävention zu beschäftigen. Ich führte mir noch einmal die gesammelten Erkenntnisse und die Situation der Zielgruppe vor Augen:

Mit dem Abschluss der Schule und dem Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums folgt früher oder später der Auszug aus dem Elternhaus. Eine spannende Zeit, die mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Neben der Challenge, seinen Alltag neu zu organisieren und trotz der ein oder anderen Party die Prüfungen zu meistern, bleibt in der Regel wenig Zeit und Motivation, sich mit einer gesunden Lebensweise zu beschäftigen. Verständlich. Gleichzeitig ließe sich hier aber mit noch kleinem Aufwand sehr einfach Prävention betreiben. Das vielfältige Angebot beim Hochschulsport, das Vitalgericht in der Mensa oder das Rad als Verkehrsmittel eignen sich, um Prävention ganz einfach in den neuen Alltag zu integrieren und helfen, Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Herzkreislauferkrankungen vorzubeugen. Doch sind wir mal ehrlich: Der innere Schweinehund verlangt eher nach dem Bus als dem Rad, beim inneren Struggle an der Mensatheke gewinnt der Burger gegen das Vitalgericht und nach dem feuchtfröhlichen WG-Abend geht die Motivation zum Unisport meist gegen Null. Was würde also die Zielgruppe dazu bewegen, sich mit dem Thema Prävention zu beschäftigen und sich folglich für die gesündere Variante zu entscheiden?

Ein weiteres Gespräch mit einer Expertin brachte mich auf die Idee, nicht das "langweilige" Thema Prävention, sondern die aktuelle Lebensphase der jungen Erwachsenen in den Vordergrund zu rücken. Ein neuer Lebensabschnitt geht in der Regel mit neuen Thematiken und Fragen einher. Und genau hier wollte ich ansetzen, um diesen neuen Lebensabschnitt im Sinne der Prävention positiv zu beeinflussen. Und da die Idee dort beginnt, wo die Zielgruppe "flügge" wird, entstand Fluegge.de: Eine Website rund um den Auszug in die eigenen vier Wände. Auf der Startseite können die User einen Test machen, der den individuellen Survival-Index ermittelt. Der Test stellt Fragen zu Themen, die Auswirkung auf die mentale und körperliche Gesundheit haben. Anhand der Antworten wird der persönliche Survival-Index ermittelt und ein individuelles Feedback mit einem kleinen Ratgeber erstellt, der je nach Bedarf Empfehlungen für Rezepte, Informationsquellen oder Sportübungen gibt.

Focus on Feedback

Den ersten Prototyp der Website programmierte ich selbst, merkte aber schnell, dass ich mich zu sehr von technischen Feinheiten und Designentscheidungen ablenken ließ. Ich sattelte um auf ein Baukasten-Tool zur Erstellung von Websites. Die eingeschränkte Auswahl hinsichtlich Design und Funktionalität gab mir die Freiheit, mich mehr auf das Wesentliche zu fokussieren, sodass ich deutlich schneller Fortschritte verzeichnen konnte. Den nun entstandenen Prototyp testete ich immer wieder an der Zielgruppe und holte mir Feedback von Expert:innen unterschiedlicher Art ein. Eine überraschende Vielzahl an motivierten und tollen Menschen, die ich durch das Netzwerk kennenlernen durfte, war mir dabei mit Rat und Tat behilflich.

So entstand nach und nach Fluegge.de, womit ich am Ende dieses Kapitels angekommen bin. Sicherlich sind in Bezug auf den Prototyp noch einige Fragen offen: Wie könnte ich das Projekt finanzieren? Wie wird die Zielgruppe auf die Seite aufmerksam? Und wie gelingt der Aufbau einer Community? Doch das ist Teil eines neuen Kapitels.

Saskia hat nun das Förderprogramm für Abschlussarbeiten durchlaufen. Mehr zum Programm gibt es hier!


Saskia Engler

Saskia Engler studiert Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und hat gerade ihre Bachelorarbeit zum Thema „Prävention vermitteln: Gesundheitskampagnen und ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung“ geschrieben. Nach dem Studium möchte sie sich gern beruflich mit Gesundheitskommunikation beschäftigen. Besonders spannend findet sie die Entwicklung neuer digitaler Formate, um das Potenzial der Gesundheitskommunikation voll auszuschöpfen.

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